Cash Conversion Cycle – Geldumschlag ist eine wichtige Kennziffer im Controlling. Ist diese Kennziffer überhaupt relevant als Unternehmensführungsinstrument?
In dem Beitrag »Umsatz-Fokussierung und Periodendenken im internen Rechnungswesen« auf der Website amebusa.com gehe ich kurz auf die Entwicklung des internen Rechnungswesens ein.
Ich führe aus, dass heutzutage m. E. das Periodendenken zu stark ausgeprägt ist: Der Blick fällt zurück auf Vergangenheitsberichte, anstatt nach vorne.
Ich plädiere dafür, das Prozessdenken prominent in den Vordergrund zu stellen. Ein Teilaspekt beim Prozessdenken ist das Management vom Geldzyklus des Unternehmens.
Geldumschlag – Cash Conversion Cycle
Eine zu diesem Zweck gern verwendete Kennziffer ist der Geldumschlag – Cash Conversion Cycle (ccc). Es geht um die Dauer (in Tagen) der Bindung liquider Mittel im Umlaufvermögen des Unternehmens.
ccc wird wie folgt berechnet:
- ∅ Lagerdauer
- zuzüglich ∅ Dauer Forderungseinzug/ Kundenziel
- abzüglich ∅ Zahlungsziel bei Lieferanten
Was die Berechnungsmethode der einzelnen Kennziffern betrifft, verweise ich auf die unzähligen Quellen in www. Auf den ersten Blick erkennt man dabei, dass die Denkweise aus dem externen Rechnungswesen auch hier die Grundstruktur vorgibt.
Umsatz-Fokussierung und Periodendenken im internen Rechnungswesen
Die Grundstruktur, in der man „Umsatz“ als Nabel der Welt deklariert und alles andere mittelbar oder unmittelbar in Relation dazu stellt.
Die Grundstruktur, in der das Periodendenken im Vordergrund steht und man daher mit Anfangs- und Endbestand von Bilanzkonten jongliert. Mit allen dazugehörigen Ungenauigkeiten aufgrund von buchhalterischen Bewertungsspielräumen.
Wie im obigen Artikel thematisiert, dieser Ansatz ist m. E. als Instrument der Unternehmensführung irrelevant. Relevant ist hingegen, wann Cash für die benötigten Waren und Dienstleistungen faktisch rausfließt. Und wann Cash von den Kunden faktisch einfließt.
Ein aus Cashflows ermittelter ∅ ccc in Tagen ist eine unumstößliche Tatsache. Wohingegen der aus buchhalterischen Gegebenheiten ermittelter ∅ ccc ist nur eine buchhalterische Meinung!
Geldumschlag – Cash Conversion Cycle eingebettet im Prozessdenken
Der ccc steht natürlich nicht im luftleeren Raum, sondern hat einen Bezug zu Referenzdaten aus dem Kernprozess des Unternehmens:
- Wie lange dauert die Akquisitionsphase, bis der Kunde einen Auftrag erteilt?
- Wie lange ist die Phase dazwischen, bis man faktisch mit der Auftragsumsetzung beginnt?
- Wann genau und wie genau fängt man damit an, sich um die Beschaffung der für die Umsetzung benötigten Waren und Dienstleistungen zu kümmern?
- Wie viele Tage nach der Auftragsumsetzung sendet man die Rechnung raus?
- Wie viele Tage nach Rechnungsversand geht das Geld ein?
Muster erkennen, Erkenntnisse gewinnen, Prozesse optimieren
Beim Periodendenken schmeißt man letztlich alles in einen Topf, indem man eine Periodenschablone über die laufenden Prozesse stülpt. Darunter Prozesse, die erst angefangen haben, welche mittendrin und welche, die in dieser Periode ausgelaufen sind. Einen echten Mehrwert bei dieser Vorgehensweise vermag ich nicht zu erkennen.
Beim Prozessdenken hingegen hat man die Chance, Auffälligkeiten zu erkennen, sich mit diesen auseinanderzusetzen, daraus Erkenntnisse zu gewinnen und diese zur Optimierung der künftigen Prozesse zu verwenden.
Eine solche Auffälligkeit kann beispielsweise sein: Gibt es Kunden bei denen der ccc grundsätzlich optimaler ausfällt als bei anderen?
Hängt das damit zusammen, dass deren zuständige Betreuer etwas anders/besser machen als ihre Kollegen? Und/oder hat das was mit diesen Kunden und ihren Bedürfnissen zutun, die das Unternehmen besser versteht als bei anderen Kunden? Ergeben sich Konsequenzen daraus für die Produkt-/Preispolitik oder Positionierung des Unternehmens?
(vgl. den Beitrag: Kundenmanagement – Erkennen Sie falsche Kunden?)