Manager und Unternehmensberater gehen von der falschen Prämisse aus: Man könne Probleme isoliert betrachten und die Lösung liegt in der Spezialisierung!
»Wir erleben heute überall das Versagen des verengten Blicks, den die Spezialisten haben, die die Welt nur mit ihren Augen sehen und Probleme und deren Lösung so formulieren, wie man es in ihrer Disziplin eben tut. Aber das ist eben nicht zwangsläufig das, was auch für die Menschen wichtig ist, für die man die Lösungen anstrebt.« […]
Diese Aussage empfinde ich als das beste Plädoyer seit Langem für meine Sicht- bzw. Arbeitsweise.
Nicht nur in den Firmen, sondern auch die Beraterzunft geht man in der Tat von einer Grundannahme aus, die ich nur schwer nachvollziehen kann: »Man kann Probleme isoliert betrachten und die Lösung liegt in der Spezialisierung!«
Ich erlebe Unternehmen als komplex, aber nicht immer notwendigerweise als kompliziert (!), und interaktiv. Eine Stagnation ist höchst wahrscheinlich nur ein Symptom und die wahre Ursache liegt woanders. Und sie hat meist mit Faktor Mensch zu tun.
Erschwerend kommt hinzu, dass die bereichsübergreifende Perspektive nicht selten vakant ist. Sei es, weil das alltägliche Klein-Klein dem Unternehmer den Überblick raubt oder weil diese Rolle auf mehrere Köpfe verteilt ist und niemand sich für das große Ganze verantwortlich zeichnet/fühlt.
Ich bin überzeugt: Die Lösung liegt in der Komposition der Spezialisierungen und im richtigen Dirigieren, wozu auch die Berücksichtigung von Fern- und Wechselwirkungen von Einzelmaßnahmen zählt. Dafür braucht man zunächst den Über- bzw. Durchblick.
Wie sehen Sie es?
© brandeins Ausgabe 03/2014 – Schwerpunkt Beobachten => Zum Artikel
Dieser Beitrag könnte Sie interessieren: Ihr Unternehmen wird immer komplexer. Was jetzt?
2 Kommentare zu „Probleme lösen durch Spezialisierung? brandeins: Der Durchblick“
Wenn ein Problem eindeutig und eindimensional einem Fachgebiet zuzuodrnen werden kann, dann ist der Spezialist die bessere Lösung.
Wenn das Problem bereichsübergreifend oder die Ursache gar nicht einmal identifizierbar ist, dürfte der Generalist die bessere Ergebnisse liefern können.
Vereinfacht gesagt, bei Zahnschmerzen direkt zum Zahnarzt gehen und bei ständiger Müdigkeit einen praktischen Arzt aufzusuchen.
Das ist ein gutes Beispiel, das Sie bringen. Aber wohl eher ein Beispiel dafür, warum es Sinn macht, Themen nicht eindimensional zu betrachten! Denn wenn der Zahnarzt die Zahnkaries symptomatisch behandelt, sind die wahren Gründe für die Karies noch lange nicht behoben. Mit der Folge, dass die Symptome zurück kehren. Die wahren Ursachen können z. B. in der Ernährung oder in der Zahnpflege liegen und darauf hat der Zahnarzt keinen Einfluss, außer dem Patienten zu sagen: »Da sollten Sie was machen!«!