Die Macht der Gewohnheit: Ist unser Verhalten von unseren Zielen oder von unseren Gewohnheiten abhängig?
Gewohnheiten sind grundsätzlich etwas sehr Nützliches. Andererseits verhindert die Macht der Gewohnheit auch viele Dinge. Vor allem dann, wenn es darum geht, schlechte Verhaltensweisen abzulegen oder neue Wege zu gehen.
Gewohnheiten verhindern Veränderungsprozesse
Der Gehirnforscher Prof. Dr. Erst Pöppel von der Universität München hat einmal errechnet, dass wir täglich bis zu 20.000 Entscheidungen treffen. Jeder Handlung und jeder Tätigkeit geht eine Entscheidung voraus, die wir allerdings überwiegend unbewusst treffen, eben aus Gewohnheit.
Gewohnheiten haben aber noch einen weiteren Vorteil: Gewohnheiten vermitteln uns ein Gefühl der Sicherheit, denn was wir aus Gewohnheit tun, tun wir in der Regel auch richtig. Und wenn wir etwas richtig machen, entsteht ein Wohlgefühl, weil unser Gehirn den Botenstoff Dopamin ausschüttet.
Dieses Wohlgefühl führt dann zu dem Wunsch nach Wiederholung bzw. Beibehaltung der Vorgehens- oder Handlungsweise. Was auf der einen Seite gut ist, wird aber auf der anderen Seite zum großen Problem: Gewohnheiten begrenzen uns in unseren möglichen Handlungen, sie machen uns blind für neue Wege oder sie behin-dern uns in unserer Flexibilität.
Wie man Gewohnheiten ändern kann
Der Psychologe Prof. Dr. Elliot Aronson lehrte u. a. an der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. In seiner Zeit als Professor in Santa Cruz beobachtete Aronson, dass seine Studenten ein ziemlich lockeres und ungeschütztes Sexleben führten. Die Angst vor Aids war praktisch nicht vorhanden. Diese Beobachtung wurde dann durch eine Umfrage bestätigt, wonach nur 17% der Studenten geschützten Sex hatten.
Aronson war besorgt über diesen Zustand, und so überlegte er, was er tun kann, um dies zu ändern. Im Prinzip gab es ja nur zwei Ansatzpunkte: Entweder bringt er die Studenten dazu, weniger Sex zu haben, oder er bringt die Studenten dazu, Kondome zu benutzen. Er entschied sich, über Lösungen für den zweiten Ansatzpunkt nachzudenken.
Seine Lösung war einfach und wirkungsvoll zugleich: Er machte die Studenten zu Botschaftern! Er ließ sie u. a. Vorträge halten und gab ihnen das Gefühl, dass sie durch diese Vorträge Leben retten könnten. Er entwickelte also eine Kampagne, bei der die Studenten eine Botschaft verkünden mussten, die sie selber nicht lebten.
Rein wissenschaftlich betrachtet, machte Aronson nichts anderes, als dass er bei seinen Studenten eine “kognitive Dissonanz”, also ein schlechtes Gewissen erzeugte. Sechs Monate später, als Aronson seine Probanden noch einmal interviewen ließ, stellte sich heraus, dass bis zu 70 Prozent der Studenten, die an seiner Kampagne teilnahmen, beim Sex Kondome benutzten.
Gewohnheiten und assoziative Lernprozesse
Die meisten Psychologen gehen davon aus, dass Gewohnheiten auch durch assoziative Lernprozesse entstehen. Das bedeutet, dass Ereignisse, die räumlich und/oder zeitlich gemeinsam auftreten, durch Wiederholungen in der Erinnerung verknüpft werden. Tritt dann das räumliche oder zeitliche Ereignis ein, kommt es zur Handlung.
Beispiele dafür sind die Zigarette zum Kaffee oder das Stück Kuchen um 15.00 Uhr. Hier sind es also Signale wie Kaffee oder die Uhrzeit, die das verinnerlichte Verhalten dann automatisch auslösen.
Quelle Bilder & Text: AFNB – Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement
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