Soziale Netzwerke: Wie man sich selbst und das eigene Verhalten einschätzt, ist das eine. Wie man dabei von anderen eingeschätzt wird, ist eine andere Sache.
Soziale Netzwerke: Wie man sich selbst und das eigene Verhalten einschätzt, ist das eine. Wie man dabei von anderen eingeschätzt wird, ist eine andere Sache.

Soziale Netzwerke: Was sagt mein Auftritt über mich aus?

3 Min.

Soziale Netzwerke: Wie man sich selbst und das eigene Verhalten einschätzt, ist die eine Sache. Wie man dabei von anderen eingeschätzt wird, ist aber bekanntlich eine ganz andere Sache.

Nirgends können die Selbst- und die Fremdeinschätzung stärker auseinanderdriften als in den sozialen Netzwerken.

Man sieht nämlich einen kleinen Auszug aus der Wirklichkeit der anderen Person.  Meist nur Geschriebenes.  Es fehlen also die ganzen übrigen Informationen, die man im realen Gespräch bewusst und unbewusst mit wahrnimmt:  Körperhaltung, Mimik, Gestik, Mikroausdrücke im Gesicht und nicht zu vergessen: der Kontext des Gespräches!

Wie wir Menschen nun einmal gestrickt sind, meinen wir dennoch aus dieser minimalen Beobachtung bzw. Information ein allgemeingültiges Muster ableiten zu können: Zufällig sind ein paar aufeinander folgende Posts einer Person negativ, schon meint man beurteilen zu können, dass die Person immer so negativ und mies darauf ist. X tauscht drei Zeilen mit Y aus, schon läuft da wohl was!

Worauf kann man achten, wenn man selber Posts schreibt?

1) Sich in die Lage eines potenziellen Lesers versetzen.

Der andere wird die eigenen Schlussfolgerungen sowieso ziehen. Ob man will oder nicht, ob richtig bzw. gerecht oder nicht: danach fragt niemand.  Beispiele:

  • Wenn man gerne aus Spaß und Zeitvertreib den (Internet-) Troll rauslässt, dann ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass es Menschen gibt, die be­rufs­mä­ßig im Auftrag von potenziellen Arbeitgebern und Auftraggebern Profiling betreiben, also Informationen über die Charaktereigenschaften und Wesenszüge einer Person sammeln.  Welche Firma stellt gerne einen Troll ein?
  • Oder es liest eine Person mit, die Mitspracherecht besitzt über den hart umkämpften Kitaplatz Ihres Kindes!
  • Wenn ich als Selbstständiger für mich im Internet Werbung machen möchte, ist es ja grundsätzlich prima.  Was soll sich aber ein potenzieller Auftraggeber denken, der mich dabei beobachtet, wie ich quasi den ganzen Tag Links poste, blogge, zitiere, etc.?  Vielleicht sich fragen: Wann arbeitet er eigentlich?

2) Ein paar Jahre vorausdenken!  Zugegeben: leichter gesagt als getan!

  • Das Bild des vierjährigen nackt planschenden Kindes ist ja süß.  Was wird aber in 10 Jahren das pubertierende 14-jährige Kind zu Ihnen sagen, wenn das Bild ausgegraben wird und in seinem Freundeskreis die Runde macht? Von Pädophilen im Internet ganz zu schweigen!

Worauf kann man achten, wenn man Posts anderer liest?

  • Überlegen: Wie schnell fälle ich Urteile über andere? Wie bilde ich mir ein Urteil? Man kann so viel über sich selber lernen, wenn man gelegentlich die Aufmerksamkeit auf diese Fragen richtet.
  • Wenn es sich um einen guten Freund handelt, ruhig den Mut besitzen und ihm ein Feedback geben, wenn man glaubt, bestimmte Muster erkannt zu haben. Im Zweifelsfalle ist man nämlich nicht allein damit.

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Kommentare

5 Kommentare zu „Soziale Netzwerke: Was sagt mein Auftritt über mich aus?“

  1. “Das Technikmagazin “Audio Video Foto Bild” hat mehrere Portale untersucht – mit teils erschreckenden Ergebnissen.
    20 bis 30 Prozent der Produktbewertungen im Internet seien gefälscht, im Durchschnitt also jeder vierte Nutzerkommentar. Für den Test suchten Redakteure der Zeitschrift im Internet spezielle Agenturen, die mit Dienstleistungen wie “Textservice” und “Shop-Texte” warben…”

    Quelle. stern.de

    Es ist eine Frage der Zeit, bis der Kunde Prduktkommentare im Internet als Unternehmenswerbung und nicht mehr als Kundenmeinung aufnimmt.

  2. Shitstorm ist nicht neues.
    Auch vor Internet bekamen Personen, Gruppen, … die etwas veröffentlichten, sehr viele Leserbriefe mit entsprechendem Inhalt.
    Dies Leserbriefe wurden aber nicht oder selten veröffentlicht.

    Diese Möglichkeit haben auch die heutigen Betreiber von Internetseiten.
    Diese Entwicklung würde dazu führen, dass die Betreiber von Internetseiten, diesen Shitstrom zensieren oder gesetzlich sogar dazu verpflichtet werden, diese Zensur durchzuführen.
    Es muss sich keiner im Internet beleidigen lassen, genauso wenig wie im realen Leben.

  3. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.

    Dieser Satz gilt nicht nur im realen, sondern auch im virtuellen Leben.
    Allerdings im realen Leben kann sich kaum jemand hinter einem Nik verstecken oder sich einen zweiten, dritten oder zehnten zulegen.

    Wer allerdings im Netz darauf angewiesen ist, mit seinem richtigen Namen zu agieren, der muss sich auch so benehmen wie im realen Leben.

    “Wenn ich als Selbstständiger für mich im Internet Werbung machen möchte, ist es ja grundsätzlich prima. Was soll sich aber ein potentieller Auftraggeber denken,…”

    Der Eine denkt so und der Andere anders.
    Für den Einen sind Sie ein Internetjunkie der keine geregelte Tätigkeit nachgeht und für den anderen ein engagierter Fachmann, der jede Minute seiner Freizeit sich auch noch mit beruflichen Dingen befasst.

    Keiner kann allen Recht machen.

    1. Kourosh Ghaffari

      Auch im realen Leben verhalten sich Menschen bei vermeintlicher Anonymität manchmal anders. z.B. wenn sie sich vornehmen, im Party-Urlaub “die Sau raus zu lassen”.

      > Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. < Man kann aber ruhig öfters den zweiten Eindruck eine erste Chance geben :) Einfach ausgedrückt, unsere gespeicherten Erfahrungen sind emotional bewertete Eindrücke, die als Paket abgelegt sind. Die Information mit der dazugehörigen emotionalen Bewertung steht sozusagen *verallgemeinernd* für die Bewertung künftiger Eindrücke zur Verfügung. Sie muss daher nicht notwendigerweise für die Beurteilung des konkreten Falls richtig und uns ein guter Ratgeber sein! Hinzu kommt die Komponente der “selbsterfüllenden Prophezeiung”: Die innere Haltung “wenn jemand SO aussieht, dann habe ich wohl XY von ihm zu erwarten” erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass genau das Eintritt. Ich verfolge mit großem Interesse die derzeitigen Debatten zum Thema Anonymität im Netz. Beispielsweise der derzeit heiß diskutierte “Shitstorm” hat beängstigende Merkmale, aber auch durchaus positive Aspekte. Ich bin in der Tat sehr gespannt, wohin uns diese Entwicklung führen wird.

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